Genomnetzwerk
Hämatologie

Unklare persistierende Zytopenie mit Xq25 Deletion

Anamnese

  • 58 Jahre alter männlicher Patient
  • Ungeklärte persistierende Zytopenie

Ungeklärte Zytopenie

WGS & WTS Ergebnisse

Indikation: genomweite Analyse auf genetische Veränderungen, die die Zytopenie erklären könnten

WGS-Befund (Ganzgenomsequenzierung):

  • Deletion: Xq25 Deletion von 4,7 Mb einschließlich des STAG2 Gens. STAG2 Mutationen sind bei myeloischen Neoplasien bekannt und treten z.B. bei 6-9 % der Patienten mit MDS und bei 1-6 % der Patienten mit AML auf. Eine STAG2 Inaktivierung durch eine komplette Deletion der entsprechenden X-chromosomalen Region wurde bei hämatologischen Neoplasien bislang hingegen nicht beschrieben.

WTS-Befund (Transkriptomanalyse):

  • Expression: spezifische Veränderungen der Gen-Expression. Im Rahmen einer Studie mit AML-Zelllinien wurde eine Assoziation der STAG2 Inaktivierung mit einer veränderten Expression spezifischer Gene gezeigt (Smith et al., J Transl Med 2020). Entsprechend zeigten die WTS Daten des Patienten im Vergleich zu MDS und AML Patienten ohne eine das STAG2 Gen betreffende Aberration eine deregulierte Expression beispielsweise der Gene SFRP2, CHI3L1, FAT1 und PRLR.
Expression der Gene CHI3L1 und SFRP2 bei normalen Kontrollen (grau) und Patienten mit MDS (blau) bzw. AML (hellblau) ohne das STAG2 Gen betreffende Aberrationen sowie die Ergebnisse der WTS Analyse des Patienten mit STAG2 Deletion.
Circos Plot der WGS Daten. Die Kopienzahlveränderung (Xq-Verlust) ist als roter Balken und die entsprechende strukturelle Veränderung als rote Linie dargestellt.

Bedeutung für die Diagnose und/oder Therapie

Die pathogenetische Bedeutung der identifizierten Xq-Deletion ist unklar, der Nachweis einer klonalen Hämatopoese führte jedoch zur Diagnose CCUS (clonal cytopenia of unknown significance). Erste Daten deuten darauf hin, dass Patienten mit CCUS ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer myeloischen Neoplasie haben.