Genomnetzwerk
Hämatologie

Variantendetektion bei seltenen erblichen Anämien durch Ganzgenomsequenzierung (WGS)

WGS bei hereditären Anämien

Hintergrund

Hereditäre Anämien sind, mit Ausnahme der Hämoglobinopathien, eine heterogene Gruppe seltener genetischer Erkrankungen, die durch Defekte in Struktur, Stoffwechsel oder Transportfunktionen der Erythrozyten verursacht werden. Die Vererbung kann sowohl autosomal rezessiv als auch autosomal dominant erfolgen. Die einzelnen Formen der hereditären Anämien zeigen klinische und hämatologische Überschneidungen, was die laborchemische Diagnostik und differentialdiagnostische Abklärung erschwert.

In Anbetracht der großen Anzahl von krankheitsverursachenden Varianten in einer Vielzahl von Genen hat sich Next-Generation Sequencing (NGS) als eine effektive Methode zur Diagnose hereditärer Anämien erwiesen. Dies trifft insbesondere auf Fälle zu, in denen die Familienanamnese ungeklärt ist oder herkömmliche Routinetests an ihre Grenzen stoßen, was regelmäßig zu einer erheblichen Verzögerung in der Diagnosestellung führt.

Der unvoreingenommene Ansatz der Ganzgenomsequenzierung (WGS) ermöglicht die Identifizierung pathogener Varianten in Genen, die über die bei der Diagnose ursprünglich vermuteten hinausgehen. Es ermöglicht außerdem die Detektion von größeren Deletionen oder Duplikationen. Durch diese umfassende genetische Analyse werden nicht nur bekannte krankheitsverursachende Varianten identifiziert, sondern auch neue pathogene Varianten entdeckt, die hereditäre Anämien verursachen können. Ziel ist es Patienten mit einer angeborenen Anämie schneller zu einer definitiven Diagnose und Therapie zu verhelfen.

Rekrutierung

Patienten aller Altersklassen, bei denen der Verdacht auf eine seltene erbliche Anämie besteht, können in diese Studie eingeschlossen werden. Vorab wird eine Hämoglobinopathie als häufigste Ursache einer hereditären Anämie ausgeschlossen. Darüber hinaus sollen die Patienten einen charakteristischen Phänotyp aufweisen (Hämolyse, ineffektive Erythropoese, Dyserythropoese oder Knochenmarksversagen).

Sofern Sie einen geeigneten Patienten für diese Studie ausgewählt haben, melden Sie diesen bitte an Herr Dr. Dr. med. Armin Piehler (armin.piehler@mll.com; Tlf: 089 99017-357), um gemeinsam klinisch und diagnostisch entscheiden zu können, ob WGS in dieser Konstellation hilfreich sein könnte.

Den Anmeldebogen und eine spezielle Einverständniserklärung (DSGVO und ISO konform) für die Studie, eine GenDG und einen Bogen für die Angaben der klinischen und laborchemischen Befunde finden Sie hier zum Herunterladen:

Rekrutierung: offen

Durchführung

Aus peripherem Blut wird eine Sequenzierung des Genoms (WGS) sowie je nach Fragestellung und Anforderung eine Standarddiagnostik (Blutbild, Hämoglobinelektrophorese, molekulargenetische Untersuchung der Globin-Cluster, EMA-Test) durchgeführt.

Die Anamnese und der weitere Krankheitsverlauf der eingebrachten Patienten werden dokumentiert, um eine klinische Auswertung zu ermöglichen.

Folgende Angaben zu den Patienten werden u.a. benötigt um die WGS Ergebnisse interpretieren zu können: 

  • Labor: Blutbild, Hämolyseparameter (Haptoglobin, LDH, Bilirubin gesamt und direkt), Coombs-Test, Hämoglobindifferenzierung, molekulargenetische Abklärung Hämoglobinopathien, Sphärozytose-Tests, Erythrozytenenzym-Messungen
  • Klinische Angaben und Behandlung
  • (Familien-)Anamnese: Alter, Geschlecht, Ethnizität, Erkrankungsalter, Konsanguinität

Die benötigten Angaben werden systematisch in einer Excel-Datei abgefragt, die Sie von dieser Seite herunterladen können.

Die Kosten für die WGS-Analyse übernimmt das Genomnetzwerk Hämatologie.